20 Jahre Partnerschaft mit dem SC Neustadt – gefeiert hier in Wernigerode

Rund 450 km trennen Wernigerode und Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz, die seit dem Jahr 1989 eine Städtepartnerschaft pflegen – schon vor der Wende wurden Kontakte geknüpft. Im Jahr 2001 entschloss sich eine kleine Delegation von damals fünf Schwimmern plus Eltern und der damaligen Trainerin bei den Neustraßenschwimmwettkämpfen in Neustadt zu starten. Aus diesem ersten Start sollte sich eine sportliche Freundschaft mit dem SC Neustadt entwickeln, der dieses Jahr sein 20. Jubiläum feierte.

Wir hatten ja schon in einem früheren Newsletter darüber geschrieben, wie unterschiedlich und doch ähnlich sich unsere beiden Vereine sind. Einen tut uns natürlich die Liebe zum Wassersport. Während der SC Neustadt aber eher leistungsorientiert trainiert, steht bei uns eher der Wettkampfsport und natürlich der Breitensport im Fokus. Gleichzeitig ist der SC Neustadt bundesweit für seine Wasserballer bekannt, die sogar in der Bundesliga spielen. in den letzten 20 Jahren ist es nun eine schöne Tradition geworden, dass die Harzer jährlich im März oder April nach Neustadt zum Wettkampf fahren. Unterschiedliche Ferienzeiten und vor allem auch Wettkampfkalender (dadurch dass Rheinland-Pfalz zum Süddeutschen Schwimmverband gehört und wir zum Norddeutschen) führten jedoch dazu, dass bisher erst zweimal kleine Mannschaften in den Harz kamen – jedes Mal zum sportlichen Wettkampf. Im Jahr des Jubiläums und nachdem die Harzer nun Coronabedingt zwei Jahre nicht nach Neustadt konnten bzw. der Wettkampf dort ausfiel, hat es nun aber geklappt und insgesamt 19 Sportler und Betreuer nahmen die anstrengende Anfahrt in den Harz auf sich und waren beim Zeltwochenende dabei. begleitet von mir (Grit) und Daniel, erlebten sie das bunte Leben des HSV 2002 nun das erste Mal live und in Farbe.

Dabei sah es ja am Freitagnachmittag schlecht aus. Während die Gäste schon morgens um 10.00 Uhr bei trockenem Wetter aufgebrochen waren, regnete es sich hier im Harz so richtig ein. Das Freibad schwamm – im wahrsten Sinne des Wortes – und gegen Mittag wuchsen beim Blick auf die Vorhersage die Sorgen, dass ein Zeltaufbau am Freitag gar nicht möglich sei. Unsere Sportler könnten ja ggf. zu Hause schlafen – die Gäste aus Neustadt nicht und für 19 Sportler war auch das Vereinshaus definitiv zu klein. So begann am frühen Nachmittag die hektische Suche nach einer Alternativunterkunft für die erste Nacht. Dank dem Schulamt konnte die aber gefunden werden – die Turnhalle der Diesterweggrundschule sollte zum Nachtquartier werden.

Als die Neustädter gegen 16.30 Uhr am Freibad ankamen, sah es sogar erstmal so aus, als wäre das gar nicht notwendig, denn das erste Mal seit Stunden regnete es nicht. Große Freude war bei den Wernigeröder Trainern, dass unerwartet der ihnen wohlbekannte Schwimmwart, Marcel, dabei war. Begleitet wurde er durch 14 junge Sportler im Alter zwischen 6 und 12 Jahren sowie dem Trainer der Wettkampfmannschaft, Chen, und vier Eltern. Trotz Kälte und Regenschauern war bei den Sportlern nach 6h Anreise klar – erstmal ab ins Wasser. Die mit einem Augenzwinkern seitens der Trainer angebotene Trainingseinheit wurde dabei empört abgelehnt – viel zu kalt sei das Wasser mit 21 Grad. Aber zum Spielen würde es reichen. Mit Begeisterung wurde dann das Wassertrampolin geentert, während die Erwachsenen rätselten – Zelte aufbauen oder nicht? Die Jugend war sich einig: Zelten, die Erwachsenen zog es eher in die Turnhalle. nach dem Abendbrot im Waldhofbad ging dann gegen 19.00 Uhr jedoch erneut solch ein Starkregen nieder, dass auch die Sportler – trotz aufgebauter Zelte – für die Turnhalle votierten. Und so ging es die erste Nacht ab in die Turnhalle, auch für die Sportler ein großes Abenteuer.

Bei Sonnenschein startete der Samstag dann wieder im Freibad, jetzt wurden auch die Zelte bezogen – zumindest alle bis auf eines der Zelte, bei dem erstmal Wasserschöpfen angesagt war. Aber Schwimmer können das und so waren die Zelte zwar schnell eingeräumt aber leer, denn im Freibad gab es einfach genug zu entdecken. Und so wart zumindest die Neustädter Jugend – ähnlich der Wernigeröder – am Vormittag nur noch sporadisch bei kurzen Zwischenstopps zu entdecken und nutzte ansonsten alles was so angeboten wurde.

Nach dem Mittagessen gab es dann eine kurze Stadtführung – gut dass das Freibad so zentrumsnah ist, denn die Augenringe waren bei den Erwachsenen doch schon recht ausgeprägt und die Jugend hatte den Vormittag in den Knochen. Alles ganz normal wie Grit und Daniel den Gästen versicherten – auch die Harzer Trainer und Begleiter sahen bei den Fahrten in Neustadt am ersten Tag ähnlich aus, die 1. Nacht ist immer die Schlimmste. Als Stadtführer ging es mit Micha Rohr (ja, der Bruder unserer Bärbel Rohr) ab dem Westerntorbahnhof los – über die Mittel- und HInterstraße zum Marktplatz und über die St. Sylvestri Kirche und das Schiefe Haus wieder zum Marktplatz. Bemerkenswert war dabei, aller Müdigkeit und den sommerlichen Temperaturen zum Trotz, das Interesse der jungen Sportler, die selber auch Fragen stellten und dabei teilweise ein erstaunliches Geschichtswissen an den Tag legten. Beim Raten der Berufe der Figuren am Rathaus kamen die Erwachsenen schnell in den Rückstand. Nach der rund einstündigen Stadtführung gab es erstmal einen Stopp am Eiscafe Venezia. Und auch wenn niemand die preisgekrönte Variante mit Ziegenjoghurt probieren wollte, waren doch alle begeistert. Nach ein paar Souveniereinkäufen in der gut gefüllten Innenstadt kam noch kurz die Überlegung auf am neuen Markt bei der Elwedritsche vorbei zu schauen, allerdings zog es jetzt doch alle zurück ins Freibad und ins Wasser. Auf dem Rückweg hatte die Gruppe dann noch Glück und sah die von Schierke kommende Harzquerbahn, was auch mit vielen Ahs und Ohs begleitet wurde.

Zurück im Waldhofbad überraschte dann das Team der Neustädter und rief alle Sportler des Harzer Schwimmvereins zusammen. Jetzt erklärte sich auch warum sie mit mehreren Autos da waren – die waren nämlich bis obenhin mit zahlreichen Geschenken vollgepackt – so bekam jeder Sportler eine Geschenktüte mit einer Elwedritsche aus Plüsch und Süßigkeiten und die Erwachsenen einen echten Pfälzer Rucksack mit, na klar, einer Falsche Wein und weiteren typischen Geschenken, darunter natürlich auch einer Elwedritsche. Die Freude bei den Gastgebern war groß und die Überraschung mehr wie gelungen, tatsächlich waren alle etwas sprachlos. Und ja – der Wein schmeckt und hat auch einen kleinen Anteil an diesem Newsletter .

Und falls jetzt noch jemand wissen möchte was eine Elwedritsche ist: es handelt sich um ein vogelähnliches Fabelwesen und eine Art Wahrzeichen unserer Partnerstadt. Aber auch in Wernigerode findet man diese seltene Gattung zur Ehre der Städtepartnerschaft am Neuen Markt (Brunnen).

Der Nachmittag verging dann wie im Fluge und auch die Neustädter Gäste starteten dann in das bunte Abendprogramm. Erst noch etwas überwältigt von dem ganzen (ungewohnten) Trubel, stieg die Stimmung aber auch hier bald und ehe man sich versah wurde bei YMCA mitgesungen und bei „Mach die Robbe“ lagen alle Sportler bunt gemischt in Robbenmanier auf dem Boden. Für große Begeisterung und viele Lacher sorgte das moderne Rotkäppchen und bei den menschlichen Bildern sorgten die Neustädter Schwimmer ganz schnell dafür, dass auch ihr Sportwart und ihr Trainer nach vorne mussten. Große Begeisterung rief dann auch noch einmal die Feuershow hervor und großes Erstaunen als die jungen Sportler erfuhren, dass Markus Stagge 2001 als 11jährger Schwimmer die erste Delegation nach Neustadt mit begleitete. Jetzt als Erwachsener, 20 Jahre später, ist er seinem heimatverein immer noch treu und unterstützt als Feuerspucker (neben seiner Tätigkeit als Rettungssanitäter) viele Veranstaltungen.

Bis Mitternacht hieß es dann Tanzen und Spaß haben und irgendwann auch ins Zelt – und ja, wie versprochen war die 2. Nacht auch für die Erwachsenen ruhiger. Mit Wehmut ging es dann Sonntagmorgen an den Zeltabbau und nach einem kurzen „versehentlichen“ Wasserstopp (auch wenn der Trainer eigentlich nein sagt, musste man nochmal ins Wasser, zur Not in Kleidung – da unterscheiden sich die Sportler beider Vereine gar nicht), ging es gegen 10.00 Uhr mit deutlich leichteren Autos wieder gen Süden. Gut angekommen sind alle und laut ihrem Schwimmwart Marcel würden sie am nächsten Wochenende am liebsten wiederkommen. Nun hoffen alle, dass es nicht wieder 3 Jahre dauert bis die Neustädter nach Wernigerode kommen und natürlich auch, dass die Harzer 2022 wieder nach Neustadt können. Pläne gibt es auch – ein Trainingslager in der jeweils anderen Stadt wäre doch mal etwas tolles.

Einig waren sich alle – es war eine tolle Party für das 20jährige Jubiläum der gemeinsamen Freundschaft und sollte unbedingt wiederholt werden.

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